Marche-Strategien

Bei der Marche (französisch für Marsch) Setztaktik versucht der Spieler anhand der vorherigen Resultate, den nächsten Coup vorherzusagen. Dabei kann entweder auf einfache oder mehrfache Chancen gesetzt werden. Ebenso kann sich der Spieler entscheiden, ob er Masse égale, also mit gleichbleibenden Einsätzen, oder mit Progression, also veränderten Einsätzen spielt.

 

1. Marche auf einfache Chancen

2. Marche auf mehrfache Chancen

3. Garcia-Strategie

 

1. Marche auf einfache Chancen

Setzt der Spieler auf einfache Chancen, hat er die Möglichkeit verschiedene Marche zu spielen. Diese sind simpel und können auch problemlos von Anfängern gespielt werden.

La gagnante (die Gewinnende):

Der Spieler setzt auf eine einfache Chance, die zuletzt aufgetreten ist. Dies kann Rot/Schwarz, Gerade/Ungerade oder Niedrig/Hoch sein. Es wird somit auf eine längere Serie gehofft. Lässt der Spieler im Falle des Gewinns seinen Einsatz und den Gewinn liegen, verdoppelt er seinen Einsatz und spielt die Paroli-Strategie. Die Progression ist allerdings kein Muss, es kann auch der Gewinn eingestrichen und erneut mit dem einfachen Einsatz gespielt werden.

 

La perdante (die Verlierende):

Hierbei setzt der Spieler gegen die Bank, das heißt auf die Chance, die zuletzt verloren hat. Ist im letzten Coup eine gerade Zahl aufgetreten, so setzt der Spieler im nächsten Coup auf Ungerade. Diese Strategie folgt dem Gesetz des Ausgleichs. Eine lange Serie von gleichen Chancen birgt jedoch das Risiko, eine Verlustserie hinzulegen. Insbesondere, wenn die klassische Martingale Strategie mit jeweils einer Verdoppelung der Einsätze gespielt wird.

 

L´avant dernière (die Vorletzte):

Beim Setzen auf die Chance des vorletzten Coups profitiert der Spieler sowohl von langen Serien als auch von Intermittenzen. Eine Intermittenz ist eine Folge, in der sich Chance und Gegenchance abwechseln. Zum Beispiel im Falle von Rot, Schwarz, Rot oder Gerade und Ungerade. Das Gesetz der Serie definiert die Häufigkeit des Auftretens von Serien und Intermittenzen.

 

 

Auf lange Sicht (unendliche Anzahl an Coups) ergibt sich mathematisch folgende Verteilung:

50% Intermittenzen (Einser-Serien),

25% der Serien mit der Länge von 2,

12,5% der Serien mit der Länge von 3,

6,25% der Serien mit der Länge von 4,

3,125% der Serien mit einer Länge von 5,

1,5625% der Serien mit einer Länge von 6,

Usw.

Anzumerken ist jedoch, dass sich diese mathematische Verteilung auf der Basis einer 50:50-Chance ergibt, beispielsweise bei Würfen einer Münze mit Kopf und Zahl. Da beim Roulette jedoch zusätzlich zu Rot/Schwarz, Gerade/Ungerade und Niedrig/Hoch, die Zero im Spiel ist, ist diese Verteilung nur eine Annäherung für das Roulette Spiel.

 

La sauteuse (Die Springerin)

Der Spieler setzt stets unabhängig von vom Fall der Kugel abwechselnd auf einfache Chancen. Zum Beispiel erst rot, dann schwarz, wieder rot und dann wieder schwarz.

Eine weit verbreitete March ist außerdem die folgende: Der Spieler beobachtet zunächst die Ergebnisse, um dann einen Angriff auf die Bank zu starten. Nach einer Einser- oder Zweiter-Serie setzt er gegen die Bank (perdante). Im Vertrauen, dass eine Dreier- oder Vierer-Serie fortgeführt wird, setzt er Gagnante (auf die gewonnenen Chancen). Bei einer Fünfer-Serie setzt der Spieler so lange aus, bis die Serie unterbrochen wird.

 

2. Marche auf mehrfache Chancen

Wie bereits in der Einleitung zur Marche Strategie erwähnt, ist es auch möglich, auf mehrfache Chancen zu setzen. Dadurch können höhere Einzelgewinne erzielt werden. Bei den Spielen auf einzelne Zahlen gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten.

 

Restanten, Retardaires (Die Zurückgebliebenen)

Der Spieler setzt auf die Zahlen, die schon länger nicht mehr getroffen wurden. Diese „überfälligen“ Zahlen müssen nach dem Gesetz des Ausgleichs ihren „Rückstand“ aufholen. Darauf zu hoffen ist jedoch ein Trugschluss, denn der Zeitpunkt „auf lange Sicht“ beginnt nicht in dem Moment, in dem der Spieler anfängt zu spielen.

 

Favoriten, Dominanten

Wie der Name sagt, setzt der Spieler in diesem Fall auf die Zahlen, die in der Vergangenheit häufiger gewonnen haben. Es wird somit darauf gehofft, dass die dominanten Zahlen ihren Trend fortsetzen.

Mathematisch beruht diese Herangehensweise auf dem Gesetz der kleinen Zahlen bzw. dem Zwei-Drittel-Gesetz. Dieses Gesetz kann mithilfe der Binomialverteilug exakt modelliert werden. Beim Gesetz der kleinen Zahlen werden 37 einzelne Coups (eine Roulette Rotation) untersucht. Demnach werden nur etwa 2/3 der Zahlen getroffen, mehr als 1/4 aller Zahlen mindestens doppelt. Ein Drittel aller Zahlen wird in den beobachteten 37 Coups gar nicht getroffen. Damit steht das Gesetz der kleinen Zahlen konträr zum Gesetz der großen Zahlen.

 

Die Binomialverteilung nach dem Gesetz der kleinen Zahlen ergibt folgende Werte:

36,3% der Zahlen (=13,4 Zahlen) werden gar nicht getroffen,

37,3% der Zahlen (13,8 Zahlen) werden genau einmal getroffen,

18,6% der Zahlen (6,9 Zahlen) werden genau zweimal getroffen,

6,0% der Zahlen (2,2 Zahlen) werden genau dreimal getroffen,

1,7% der Zahlen (0,6 Zahlen) werden viermal oder öfter getroffen.

(Die Abweichung von 0,2% ergibt sich aus Rundungen.)

 

Nach Betrachtung des Gesetzes der kleinen Zahlen ergibt eine Variante des Favoritenspiels durchaus Sinn. Der Spieler setzt im ersten Coup eine Einheit auf die zuletzt getroffene Zahl, im zweiten Coup jeweils eine Einheit auf die beiden zuletzt getroffenen Zahlen. Im dritten Coup jeweils eine Einheit auf die drei letztmalig getroffenen Zahlen. Dieses System führt er fort, bis eine „seiner“ Zahlen gewinnt. Nach dem Gesetz der kleinen Zahlen tritt dieser Erfolgsfall im Durchschnitt nach dem siebten oder achten Coup auf.

Gewinnt der Spieler im 7. Coup, erhält er für die richtig gesetzte Zahl 35 Einheiten von der Bank. Zudem behält er seinen Einsatz von 1 Einheit. Er hat somit 36 Einheiten. Wird davon der Einsatz der 7 vorherigen Coups von insgesamt 28 Einheiten (1+2+3+4+5+6+7=28) abgezogen, verbleibt ein Gewinn von 8 Einheiten. Würde der Spieler erst im 8. Coup gewinnen, bei dem er jeweils eine Einheit auf die 8 vorherigen Zahlen setzt, gleicht der Gewinn exakt den Einsatz aller 8 gespielten Coups aus. Gewinnt der Spieler erst im 9. Coup, würde er mit dem Gewinn lediglich einen Teil des vorherigen Einsatzes zurückgewinnen und die Serie mit einem Saldo von -9 Einheiten abschließen. Selbsterklärend ist es bei dieser Strategie am besten, so früh wie möglich zu gewinnen.

Zu beachten ist jedoch, dass die Roulette-Kugel kein Gedächtnis hat. Bei jedem Coup hat jede einzelne Zahl dieselbe Erfolgswahrscheinlichkeit von 1:37. Auch die Wahrscheinlichkeit des Treffens der vorher gefallenen Zahl bleibt in der folgenden Runde unverändert, sie steigt oder fällt nicht.

 

3. Garcia-Strategie

Thomas Garcia, ein bekannter Roulette Spieler aus dem 19. Jahrhundert, brachte mit den Gewinnen aus seiner Spielweise bekannte Casinos wie das in Bad Homburg oder das in Monte Carlo zur Verzweiflung. Er brachte die Casinos um ihre ganzen Jahresgewinne. Einmal gewann er in Bad Homburg innerhalb von 10 Tagen insgesamt 773.000 Franken. An zwei der 10 Tage musste er einen Verlust von insgesamt 773.000 Franken verkraften, wobei er an den restlichen 8 Tagen insgesamt 1.559.000 Franken gewann. Für das Jahr 1860 unvorstellbar hohe Summen. In Monte Carlo gewann er an einem einzigen Tag sagenhafte 7 Millionen Goldfranken.

Garcia setzte auf die Intermittenz von einfachen Chancen, verbunden mit progressivem Einsatz. Er vertraute mit seiner Setzweise auf das mathematische Gesetz der Serie, wonach in 50% der Fälle eine Intermittenz (Einserserie) auftritt und in 25% der Fälle lediglich eine Zweierserie zustande kommt. Die anderen 25% verteilen sich auf Dreier- oder noch längere Serien. Durch das Setzen auf die Intermittenz bzw. den Abbruch einer Zweier-Serie wird immer gegen die vorherige Chance gespielt – mit anderen Worten: perdante. Mit einer Progression wird gespielt, um den vorherigen Verlust auszugleichen und trotzdem einen positiven Saldo zu erzielen.

Die „Tier et Tout“ Progression (Ein Drittel und der Rest) ist ebenso einfach wie effektiv. Garcia hat zu Beginn sein Kapital in mehrere kleine Teile (Masse) unterteilt. Betritt ein Spieler das Casino beispielsweise mit 90 Einheiten, so werden die Chips in 10 Teile zu je 3 Einheiten und 6 Einheiten aufgeteilt. Jede der 10 Massen hat somit einen 1/3 (3 Einheiten) und einen 2/3 (6 Einheiten) Stapel.

Der Spieler beginnt mit 3 Einheiten, also 1/3 seiner Masse, gegen die Bank zu setzen. Ist zuvor rot gefallen, wird auf Schwarz gesetzt. Gewinnt der Spieler, hat er die 3 Einheiten verdoppelt und seine Masse auf 12 Einheiten erhöht. Dadurch kann mehr riskiert werden, wobei auch wieder 1/3 der Masse eingesetzt wird. Das Drittel beträgt nun aber 4 Einheiten. Sollte das Coup verloren werden, wird in der darauffolgenden Runde der Rest der Masse, in diesem Fall 8 Einheiten, gesetzt. Somit muss nur ein Spiel gewonnen werden, um einen Gewinn einzufahren. Entweder wird mit dem 1/3 gewonnen oder mit dem Rest. Die Masse würde in beiden Fällen von 12 Einheiten auf 16 Einheiten anwachsen, im ersten Coup durch die Verdoppelung von 4 eingesetzten Einheiten. Im zweiten Coup durch die Verdoppelung des Rests der Masse (8 Einheiten). Mit einer Masse von 16 Einheiten würden im ersten Coup 5 Einheiten (1/3 der Masse) gesetzt. Sollte dieser verloren gehen, wird der Rest (11 Einheiten) gesetzt.

Beispiel:

Eine Masse von 9 Einheiten besteht aus 3 Einheiten (1/3) und 9 Einheiten (dem Rest).

Letzter Coup: Rot.

1. Coup: Einsatz 3 Einheiten auf Schwarz, gewonnen. Masse: 12 Einheiten,

2. Coup: Einsatz 4 Einheiten auf Rot, verloren. Masse: 8 Einheiten,

3. Coup: Einsatz 8 Einheiten auf Rot, gewonnen. Masse: 16 Einheiten,

4. Coup: Einsatz 5 Einheiten auf Schwarz, gewonnen. Masse: 21 Einheiten,

5. Coup: Einsatz 7 Einheiten auf Rot, verloren. Masse: 14 Einheiten,

6. Coup: Einsatz 14 Einheiten auf Rot, gewonnen. Masse: 28 Einheiten,

7. Coup: Einsatz 9 Einheiten auf Schwarz, verloren. Masse: 19 Einheiten,

8. Coup: Einsatz: 19 Einheiten auf Schwarz, verloren. Masse: 0 Einheiten.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, zwei Coups hintereinander zu verlieren. Und zwar mathematisch mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 26,37%. Für diesen Fall wurde das Startkapital in verschiedene Massen eingeteilt. Damit besteht nicht das Risiko direkt nach zwei verlorenen Runden einen Totalverlust zu erleiden. Wichtig ist bei dieser Strategie, ab einer gewissen Stufe Gewinne abzuschöpfen oder ganz mitzunehmen. Der Zeitpunkt kann vom Spieler selbst gewählt werden, je nach Risikofreudigkeit.

 

Die „1/3 und der Rest“-Progression könnte durch eine 1/3 – 2/3-Progression abgeflacht werden. Dabei würden nur ganze Einheiten betrachtet. Hat die Masse beispielsweise einen Wert von 16 Einheiten, könnte bereits 1 Einheit abgeschöpft werden. Es verbleiben 15 Einheiten in der Masse (1/3 mit 5 Einheiten und 2/3 mit 10 Einheiten). Dadurch kann aus einer Gewinnserie Kapital für eine neue Masse angesammelt werden.

Insgesamt ist es jedoch eine risikofreudige Strategie. Die hohen Gewinne von Thomas Garcia resultieren nicht allein aus seiner Strategie, sondern auch aus seinem Glück.

 



Glücksspiel ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Glücksspiel kann süchtig machen. Spielen Sie verantwortungsvoll. Weitere Informationen finden Sie unter: www.gamblingtherapy.org



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